Autor: Jeanette Winterson
Verlag: Knaur
Bewertung: 4 von 5 Sterne
Im Groben handelt die Geschichte davon, dass der Londoner Investmentbänker Leo, seiner schwangeren Frau Mimi und seinem besten Freund Xeno eine Affaire vorwirft. Er ist so eifersüchtig und so in den Gedanken vernarrt, dass seine Frau und sein Bester Freund ihn hinters Licht führen, dass ihn nichts davon umstimmen kann. Nicht einmal ein DNA Test kann ihn davon überzeugen, dass seine Frau treu gewesen war und das neugeborene Mädchen Perdita seine Tochter ist. Er stoßt das neugeborene Baby ab und lässt es von London nach New York schleusen, zu seinem angeblich echtem Vater, Xeno. Auf der Reise dorthin geschieht ein Unglück nach dem anderen. Mit seiner Eifersucht zerstört er nicht nur sein Leben, sondern auch das seiner Frau und seines Besten Freundes. Was mit Perdita passiert und wie die Geschichte endet, solltet ihr selbst lesen.
Ich fand es toll, dass zunächst kurzgefasst wurde, wie die Original Geschichte von William Shakespeare verläuft, da ich sie leider vorher nicht gelesen habe. Ausnahmsweise fand ich es in dem Fall nicht schlimm, vorher zu Wissen worum es in der Geschichte geht. Auch wenn ich mich sonst eher gerne überraschen lasse. Und ich muss sagen, die Überraschung ist auch so sehr gut gelungen. Der weite Raum der Zeit erzählt mehrere Geschichten, aus der Vergangenheit und von der Gegenwart ohne dass es den Leser verwirrt. Es beginnt zunächst damit wie die keine Perdita gefunden wird, wer die Menschen sind die sie finden und was für einen Leidensweg sie bereits hinter sich haben. Erst dann wird erzählt wie es dazu kam, dass sie von Shep gefunden wird. Es wird sehr ausführlich, die äußerst sukrille Vergangenheit von Leo, Mimi und Xeno erzählt. Wie sich ihre Dreiecksbeziehung entwickelte und welche dramatischen Ereignisse dazu führten, dass Perdita in der Babyklappe landete. Im letzten Teil erzählt Jeanette Winterson wie es dazu kommt, dass Perdita im Teenager-Alter von ihrer wahren Vergangenheit erfährt und sich auf eine Reise begibt.
Neben dem auf und ab, der teilweise gestörten Charakterzüge der Protagonisten und der Vergänglichkeit der Zeit, sind wahnsinnig schöne Zeilen zu lesen, die mir Gänsehaut verbreiteten und mich zum Nachdenken brachten. So ehrliche, direkte und doch so tiefsinnige Zitate habe ich selten in einem Roman gelesen. Und das empfinde ich als besonders gelungen für ein “modernisiertes” Werk von Mr. Shakespeare.
Ein Zitat, unter wirklich sehr vielen gelungenen ist, “Was du riskierst, verrät, was dir wertvoll ist” haben mich überzeugt. Doch es sind noch viele weitere tolle Zitate zu lesen.
Ich kann dieses Buch wirklich jedem ans Herz legen, vorallem weil es dem Leser nicht unbedingt die rosarote Welt verkaufen möchte, im Gegenteil. Es zeigt, wie zerstörerisch die Menschen sind und dass sie oftmals ganz alleine für ihr Unglück verantwortlich sind. In wieweit Hass, Eifersucht, Unsicherheit und Egoismus die Menschen steuern und welche Rolle die Zeit in unserem Leben spielt.
Der weite Raum der Zeit ist ein Buch voller tiefsinniger Gedanken, mit viel Wahrheit, Angst, Schmerz und Liebe. Vielseitig und echt! /o.